Musikrezension: Helge Lien / Knut Hem - Hummingbird (Ozella Music)

Auf „Hummingbird“ treffen zwei Instrumente aufeinander, die nur selten als einzige Tonerzeuger auf einem Album anzutreffen sind. Der Norweger Helge Lien kombiniert seinen Bechstein- Flügel mit der Resonator- beziehungsweise der Weissenborn-Gitarre, eine spezielle Bauform mit hohlem Hals, die von seinem Landsmann Knut Hem gespielt werden. Das Zusammenwirken der beiden Musiker ist ein absoluter Glücksfall sowohl für Jazzfans als auch für Liebhaber des Bluegrass. Die Abwesenheit anderer Instrumente fällt überhaupt nicht auf, so voll ist der Klang, der von dem Duo erzeugt wird. Die überwiegend von Knut Hem komponierten Stücke atmen die Weite der amerikanischen Heimat seiner Instrumente und kombinieren sie mit der nordischen Kühle seiner eigenen. Die Dynamik seines Gitarrenspiels wurde lebensecht eingefangen und fordert von jedem Hochtöner alles ab, was sie zu leisten imstande sind. Das Klavierspiel von Helge Lien ist, wenn er die Führung hat, von großer Ruhe und technischer Finesse geprägt, was besonders auf den beiden von ihm komponierten Stücken „Moster“ und „Hummingbird“ zum Tragen kommt. Knut Hems Kompositionen hingegen sind lebendiger und formen die maßgebliche Atmosphäre des Albums. Besonders „We Hide and Seek“, von Jerry Douglas zu Papier gebracht und somit die einzige Fremdkomposition, bewegt die Stimmung in Richtung Siedepunkt. Die zwei digitalen Bonusstücke, ebenfalls von Knut Hem geschrieben, zeigen auf, dass er auch eine empfindsame Seite hat. „Almost on My Own“ und „Hymn“ präsentieren beide Musiker als gefühlvolle Instrumentalisten, die mit „Hummingbird“ ein sensationell gutes Album erschaffen haben, das man gar nicht genug empfehlen kann. Spielen Sie Ihren Freunden nur das Stück „Winterland“ vor und erfreuen Sie sich an der Dankbarkeit, die Ihnen für diesen Tipp entgegenschlägt!

Fazit