Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi, Verstärker Endstufen

Systemtest: Audio Research GSPre, Audio Research REF160M


Die Entdeckung der Stille

Vor-Endstufenkombis Hifi Audio Research GSPre, Audio Research REF160M im Test , Bild 1
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Ja, sie versuchen den Schritt in die Neuzeit, das ist bei Audio Research unübersehbar. Nach der gestalterisch ziemlich revolutionären G-Serie folgt nun der nächste Versuch, mit der Messgeräte- Optik zumindest ein wenig zu brechen

Dicke Audio-Research-Endstufen. Endlich mal wieder. Wir hatten über die Jahre Reference 250, Reference 150 und Reference 75 zu Gast, und an jede dieser Begegnungen erinnere ich mich mit viel Freude und Wehmut ob des unweigerlichen Abschieds von den Preziosen aus Minnesota. Das wird, so viel steht schon nach den ersten Tönen fest, bei den REF160M nicht viel anders sein – auch wenn es unüberhörbare Änderungen bei der klanglichen Ausrichtung der Verstärker gibt. Die REF160M sind die neuen Vorzeigemonos aus Minneapolis und der Vorbote einer neuen Geräteserie: Eine Stereoversion ist fertig und wird in Kürze das Licht der Öffentlichkeit erblicken, eine Vorstufe folgt später im Jahr.

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Wie Sie schon ob der spektakulären Optik ganz richtig vermutet haben, ist das Ganze kein ganz billiges Vergnügen: Die Monos kosten 16.900 Euro – pro Stück.

Der Hersteller kombiniert sie „da draußen“ gerne mit einer Vorstufe aus der Reference- Serie, was auch Sinn ergibt; ich wollte aber endlich mal den GSPre in die Finger gekommen, der zumindest optisch ziemlich gut zu den neuen Monos passt. Und preislich: 18.000 Euro sind für die Vorstufe fällig, die allerdings auch gleich mit einem leistungsfähigen Phonoteil ausgestattet ist. Zur G-Serie hatte ich immer ein etwas gespaltenes Verhältnis, das will ich nicht bestreiten: Sie war die erste Amtshandlung der neuen Hausherren bei Audio Research, als das Unternehmen seinerzeit an die Fine Sounds Group verkauft wurde. Übrigens die letzte Amtshandlung von William Z. Johnson, der Audio Research 1970 gegründet und bis zum Verkauf wohl auch geleitet hat. Der Mann hatte eine ganz klare Vorstellung davon, wie seine Geräte auszusehen und zu funktionieren hatten. Dabei war er Neuem gegenüber durchaus offen und gönnte seinen Produkten Anpassungen an den Zeitgeist – zumindest in einem gewissen Rahmen. Die neuen Herren brachten erst einmal italienisches Design mit, das in der G-Serie gipfelte. Runde, verspielte Formen an einem Audio-Research-Gerät? Ein Aufschrei ging durch die HiFi-Gemeinde – ich stand zugegebenermaßen in vorderster Reihe und habe mitgeschrieben. Mittlerweile stellen sich die Dinge etwas anders dar. Die Fine Sounds Group heißt mittlerweile „McIntosh Group“, woraus man auf die Prioritäten im Konzern schließen darf – jawohl, der US-Traditionshersteller mit den blau beleuchteten Zeigerinstrumenten gehört ebenfalls zum Portfolio.

Das Thema „G-Serie“ bei Audio Research ist ein endliches, von der Herstellerwebseite sind die drei Geräte mittlerweile verschwunden. Was aber nicht heißt, und jetzt schließt sich der Kreis zu den REF160M, dass Ambitionen in gestalterischer Hinsicht komplett aufgegeben wurden: Mit der neuen Baureihe versucht man den Spagat zwischen dem klassischen Audio- Research-Look und der G-Serie. Alle technischen und klanglichen Besonderheiten der Geräte mal beiseite: Die Zeigerinstrumente auf der Front der Monos sind die Hingucker, das steht völlig außer Frage. Die scheinbar schwerelos im Raum schwebenden Skalen mit den weißen Zeigern, alles wie von Geisterhand beleuchtet, das hat schon was. Der Fairness halber muss man aber dazusagen, dass die Anzeigeinstrumente noch nicht einmal ansatzweise den Eindruck zu erwecken versuchen, als ob sie einen brauchbaren Messwert für den Pegel am Geräteausgang anzeigen würden: Sie hängen dem Signal hoffnungslos hinterher. Und: Man kann sie nicht abschalten. Die Beleuchtung schon (da gibt es sogar drei Helligkeitsstufen), dem Kampf der Zeiger mit den Tücken der Realität ist man jedoch zwangsweise ausgesetzt. Also reine Show – das ist ein bisschen schade. Aber natürlich kein Beinbruch. Zumal es eine höchst sinnvolle Funktion des Instruments gibt: Es kann als Betriebsstundenzähler fungieren. Die REF160M holt ihre nominellen 160 Watt Ausgangsleistung aus vier Pentoden vom Typ KT150 pro Kanal.

Die moderne Hochleistungsröhre ist mittlerweile Usus bei Audio Research, alle aktuellen Leistungsverstärker arbeiten damit. Die anderen Modelle der Reference-Serie profitieren seit dem „SE“-Update von den Segnungen der kräftigen Neuentwicklung. Die REF160M ist nicht der einzige Verstärker im Stall mit dieser Bestückung, die REF150SE und die GS150 arbeiten mit dem gleichen Treibsatz, hier müssen sich allerdings beide Kanäle ein Chassis teilen. Bei der REF160M sind die Platzverhältnisse ungleich großzügiger. Fast sieht die Technik unter dem Lochblechdeckel ein wenig verloren aus, aber diese Großzügigkeit hat technische Hintergründe: Viel Platz zwischen den Komponenten ist eine der Maßnahmen, mit denen die Entwickler die Störabstände der neuen Endstufe in bis dato unbekannte Dimensionen getrieben haben. Besagter Lochblechdeckel allerdings geht gar nicht: So wabbelige Dinger auf Verstärkern für über 30.000 Euro sind nicht akzeptabel. Die REF160M wurden im Wesentlichen von zwei Männern entwickelt: Der eine heißt Warren Gehl und ist ein relativ frischer Mann bei Audio Research. Ward Feibinger ist der andere, er war der letzte Weggefährte von Bill Johnson im Unternehmen und hat mit seinem Beitrag zur REF160M ein letztes Ausrufezeichen gesetzt. Den beiden Herren ist zum Beispiel auch die Auto-Bias-Funktion zu verdanken, die Audio Research erstmals in einem Modell der Reference-Serie einsetzt. Die Lösung wurde vor rund zwei Jahren in der VT80 präsentiert – meines Wissens nach eine Premiere, dass Audio Research das Wohl seiner Endröhren nicht in die Hände des Benutzers und eines Schraubendrehers legt. So darf man sich bei den REF160M damit begnügen, von Zeit zu Zeit den „Tube Bias“-Knopf zu drücken und sich von vier grün leuchtenden Dioden davon überzeugen lassen, dass mit den Endröhren alles in Ordnung ist. Kleiner Vorteil der neuen Auto-Bias-Schaltung: Man kann ohne Änderungen andere Endröhren der gleichen Familie stecken, will sagen: KT88, 6550 und KT120 gehen ohne Probleme. Warum man das allerdings tun sollte, ist eine andere Frage. Und so geht´s im Inneren der REF160M noch ein bisschen weniger röhrentypisch zu als in früheren Jahren: Mit dem Auto- Bias-Board ist ein Stück moderner Elektronik eingezogen. Was man nicht sofort sieht: Der Hersteller setzt bei der großen Hauptplatine erstmals auf ein vierlagiges Design. Will sagen: Die Leiterbahnen verlaufen in vier Lagen übereinander, was deutlich optimierte Signalpfade ermöglicht hat. Der Erfolg ist zumindest messtechnisch deutlich zu sehen: 107 Dezibel(A) Störabstand sind für einen Röhrenverstärker eine kleine Sensation.

Meinen Glückwunsch in erster Linie an Mr. Feibinger, der damit den jungen Wilden noch mal so richtig gezeigt hat, wie man Verstärker baut. Drei der vier Taster unterhalb des gewaltigen Anzeigeinstrumentes wären damit abgehakt, bleibt der vierte: Damit kann man zwischen Trioden- und Ultralinearbetrieb hin- und herschalten. Das geht im Betrieb, begleitet nur von einem kurzen Moment der Stille. Im Triodenbetrieb gibt´s nur rund die Hälfte der Leistung, was aber in der Praxis immer noch mehr als genug sein dürfte. Triodenbetrieb gilt als die reine Lehre und „typisch Röhre“ – warten wir ab, wie sich das klanglich letztlich auswirkt. An der Geräterückseite gibt´s noch drei Kippschalter: Mit einem lässt sich der „Brüssel-Modus“ deaktivieren, sprich: die zwangsweise Abschaltung des Gerätes nach einer gewissen Betriebsdauer ohne Signal. Der zweite lässt den Lüfter langsamer oder schneller drehen: Ein solcher sitzt nämlich in der Rückwand des Blechkäfigs. Beim Entfernen desselben stöpselt man den Lüfter mit ab, er ist dann auch nicht vonnöten. Der Lüfter ist im Betrieb sehr leise und hat zumindest in unseren recht stark bedämpften Hörraum überhaupt nicht gestört. Schalter drei: symmetrischer/unsymmetrischer Eingang. Audio Research bietet erstmals eine Reference-Endstufe mit zusätzlichen Cincheingängen an, um ein gesteigertes Maß an Kompatibilität zum Rest der Welt zu gewährleisten. Lautsprecherterminals gibt´s für 16-, 8- und 4-Ohm-Lautsprecher und ja, wieder einmal ist der Acht-Ohm-Anschluss in fast allen Fällen das Mittel der Wahl. Werfen wir noch einen Blick auf die Vorstufe GSPre. An die Optik habe ich mich mittlerweile gewöhnt, die großzügig gerundeten Ecken finde ich mittlerweile auch nicht mehr so schlimm wie seinerzeit bei der Vorstellung der Baureihe. Der GSPre bemüht sechs Röhren vom Typ 6H30 und eine Vielzahl von JFET-Transistoren für den Verstärkerjob, zu dem auch die Verarbeitung von MM- und MC-Tonabnehmersignalen zählt – die Phonovorstufe ist übrigens eine höchst leistungsfähige Angelegenheit, das hatte ich bislang aus der Entfernung heraus immer etwas unterschätzt. Wie alle Audio-Research-Verstärker handelt es sich also auch hier um ein Hybrid- Design. Die sechs glimmenden Protagonisten sitzen fotogen in einem Kanal mittig über die Gerätebreite und werden von einer Plexiglasplatte vor neugierigen Fingern geschützt. Die gute Nachricht lautet: Es gibt einen Lautstärkeknopf, an dem man so richtig drehen kann und keine hinter einem Drehknopf getarnte „Schalterwippe“, mit der man sich rauf und runter tasten muss wie bei anderen Audio- Research-Vorstufen. Die schlechte Nachricht: Der Drehknopf ist eine ziemlich unwürdige Plastikversion, das Schicksal teilt er mit seinem Pendant auf der rechten Seite, das für die Eingangswahl zuständig ist. Ansonsten aber gibt´s in Sachen Materialeinsatz und Verarbeitung nichts zu mäkeln. Anschlüsse? Definitiv ausreichend: drei unsymmetrische Eingänge, zwei symmetrische, ein unsymmetrischer Ausgang, ein symmetrischer. Plus ein Phono-Buchsenpaar samt Erdungsklemme. In Sachen Komfort lässt sich die Maschine nicht lumpen: Die Phono-Eingangsimpedanzen (fünf verschiedene, praxisgerecht) lassen sich per Fernbedienung – und zwar nur per Fernbedienung – umschalten, entsprechende LEDs quittieren den Wert links auf der Front. Es gibt einen guten Kopfhörerausgang, eine Mono-Schaltung, eine Mute-Funktion und eine Möglichkeit zur Umkehr der Phase. Passt.

Die Phonovorstufe, das ist nicht neu bei Audio Research, unterscheidet nur bei der Eingangsimpedanz zwischen MM- und MC-Abtastern. Die Verstärkung ist so gewählt, dass sie eigentlich immer passt, wenn der Abtaster nicht zu extrem gerät. Die Lautstärke wird elektronisch in 104 Stufen eingestellt. Irgendwann mache ich mir die Mühe herauszubekommen, warum´s ausgerechnet 104 Positionen sind. Wieder einmal habe ich es nicht geschafft, die vom Hersteller angeratenen 400 bis 600 Stunden Einspielzeit abzuwarten. Was mir nicht weiter schlimm erscheint, klanglich ist die Kombi nämlich auch nach einem Zehntel davon die Erfüllung aller diesbezüglichen Träume. Das Klangbild, dass ich an Audio-Research-Komponenten in den Jahren sehr zu schätzen gelernt habe, hängt mit der Einfachheit zusammen, mit dem die Geräte den Zuhörer in ihren Bann ziehen. Audio Research klingt kräftig, farbig, ungemein selbstverständlich und geschmeidig, niemals sezierend und asketisch. Mit den Monos sind die Amerikaner einen letzten Schritt weitergegangen und haben an der Auflösungsschraube gedreht: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das an der extremen Störarmut der Verstärker liegt. Auf dem Teller liegt das immer noch jüngste Album des Ausnahme-Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela und ich bin ziemlich fassunglos, wie intensiv zweimal sechs Saiten den Zuhörer fesseln können. Es klingt großartig flüssig, selbstverständlich und perfekt aus einem Guss. Die beiden Künstler sind perfekt auf der Bühne arrangiert, die beiden Gitarren klingen zwar wie üblich zu groß, aber nicht übertrieben. Immer wieder erstaunlich: die abgrundtiefe Schwärze, die sich nach dem Ausklingen des letzten Tons zeigt und das Maß, an dem dieses Setup uns an der Virtuosität der Künstler teilhaben lässt. Gehört mit Lyra Etna am Phonoteil des GSPre. Das hat nicht ganz die Akkuratesse der Accuphase C37, ist aber erstaunlich nah dran. Triode oder Pentode? Das ist nicht so einfach, die Unterschiede sind nämlich sowohl an der Audio Physic Avantera III als auch an der Live Act Audio 115 erstaunlich gering. Richtig, im Triodenmodus klingt´s etwas schmeichlerischer, das kann man wollen und passt zu manch „unfreundlicher“ Aufnahme vielleicht besser. Der Pentodenbetrieb wirkt edler, aufgeräumter, geradliniger und gefällt mir meistens sogar an dem 96-Dezibel-Fünfzehnzöller besser. Beim extrem flirrigen und komplexen Album „Roots in the Sky“ von Oregon bevorzuge ich den Triodenmodus: Es tönt einen Hauch freundlicher und besser integriert, das dürfen Sie aber gerne anders sehen. Mein Faible für Verstärker des US-Herstellers bestärkt diese Kombi jedenfalls nachdrücklich, ich bin sogar bereit, meinen Frieden mit der G-Serie zu machen. Großes Kompliment nach Minneapolis!

Fazit

Hörbarer Fortschritt: Die neuen Audio- Research-Monos schaffen genau das Maß an Klarheit und Durchzeichnung, was den Verstärkern aus Minneapolis bislang noch gefehlt hat. Die Kombination mit dem GSPre passt perfekt, hier gibt´s klanglich praktisch nichts mehr zu verbessern.

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Audio Research GSPre

Preis: um 18000 Euro

8/2019

Kategorie: Verstärker Endstufen

Produkt: Audio Research REF160M

Preis: um 34000 Euro

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Ausstattung & technische Daten: Audio Research GSPre
Preis: ca 18.000 
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg 
Telefon: 040 53320359 
Internet: www.audio-reference.de 
Garantie:
B x H x T: 48,3x 20 x 47 cm 
Gewicht: ca 11 Kg 
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Ausstattung & technische Daten: Audio Research REF160M
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Internet www.audio-reference.de 
Garantie
B x H x T (in mm) 48/26/46 
Gewicht (in Kg) 25,5 
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Autor Holger Barske
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Datum 02.08.2019, 15:03 Uhr
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