Rückkehr einer Legende

Mit dem HEX System belebt Eton einen Klassiker wieder, der nicht unerheblich den Ruf der Marke begründet hat. Wir testen den Hochtöner HEX 28 und den Tiefmitteltöner HEX 165.

„HEX is back!“ liest man zur Zeit ganz oben auf der Eton Homepage, gemeint ist natürlich „Hexacone“, die von Eton patentierte Membran, die in der Lautsprecherwelt einen Ruf wie Donnerhall genießt. Es ist aber schon einige Jährchen her, da waren gefühlt alle High-End Lautsprecher im Home Audio Bereich, die was auf sich hielten mit Eton Hexacone Chassis bestückt, vom Mitteltöner bis zum Subwoofer gab es alles, ursprünglich noch in grellgelb, weil sich die Kevlarfasern nur widerwillig färben ließen. Danach gab es auch augenfreundlichere dezent dunkle Hexacone Membranen, natürlich auch im Car Audio. In jedem Fall gehörten die Etons zum Besten, was man für Geld kaufen konnte, was das Marketing letztlich nicht daran gehindert hat, die Technologie langweilig zu finden und aus dem Programm zu nehmen.

Doch nun gibt es die gute Nachricht, dass Eton die Hexacone Technologie wieder aufgelegt hat, natürlich nicht 1 : 1 wie früher, sondern mit komplett neuer Entwicklung. Doch um es spannend zu machen, schauen wir uns zuerst den Hochtöner HEX 28* an, dieser ist nicht dem ER4 (Home Audio Spielpartner der Hexacone Töner, AMT) nachempfunden, sondern wir haben eine klassische Gewebekalotte vor uns. Allerdings eine besondere, die sich bereits nach kurzer Betrachtung von der Masse abhebt. Schwingspule und damit Membran messen 28 Millimeter im Durchmesser, womit die HEX 28 ein Plus an Membranfläche gegenüber Standardlösungen mit 25er Spule in die Waagschale wirft. In die gleiche Richtung geht das angekoppelte, großzügig große Volumen, das für eine niedrige Resonanzfrequenz sorgt und den Hochtöner bei tiefen Frequenzen einsetzbar macht. Auch für die Verwendung der von Eton empfohlenen flachen Filter erster Ordnung ist es nötig, breitbandig funktionierende Lautsprecherchassis zu haben. Die Kalottenmembran besteht aus hauchfeinem Gewebe, das von Hand beschichtet wird und eine neu entwickelte Kalottengeometrie hilft für eine optimierte Abstrahlung. Die Sicke gerät extra breit, bei diesem Hochtöner musste niemand beim Platz sparen, nur Performance zählt hier. Durchs Gewebe lässt sich die konzentrisch geformte Dämpfung auf der oberen Polplatte erkennen, wo sonst (wenn man Glück hat) ein Filz-Dom sitzt, um Reflexionen auf der harten glatten Polpatte zu bedämpfen. Die Belüftung zum Koppelvolumen erfolgt anscheinend nicht über eine Zentralbohrung, somit verhindert man stehende Wellen, die bei einem Hochtöner leider perfekt „durch die Bohrung passen“. Stattdessen finden wir zwei Kränze großzügig dimensionierter Belüftungsöffnungen, einen direkt am Luftspalt unter der Schwingspule, den zweiten etwas weiter außerhalb, so dass sowohl die Kalotte als auch das Volumen unter der Sicke belüftet sind.    

Doch nun zum Star der Szene, dem HEX 165*, der nicht nur mit seiner Membran einen highendigen Eindruck macht. Die Verarbeitungsqualität bewegt sich auf allerhöchstem Niveau, der Eton-typische Gusskorb wurde natürlich noch einmal extra für den HEX mit entsprechendem Schriftzug neu aufgelegt. Beim Antrieb gibt es edles und teures Neodym und wieder einmal bei einem top-end Eton Tiefmitteltöner eine speziell gelaserte Optik. Wie der Hochtöner ist auch der Antrieb des 165ers belüftet, nämlich mit einem Lochkranz in den Raum unter der Schwingspule. Die angedeutete Polkernbohrung ist natürlich fake, denn auf der Vorderseite des Polkerns sitzt eine Metall Phase-plug mit geschlitzter Oberfläche, die bei Eton ebenfalls Tradition hat. Die berühmte Hexacone Membran kommt jetzt in weiß daher, sie hat eine abwickelbare Form, ist also wirklich konusförmig ohne eine Trompetenöffnung. Die Form ist das Stabilste was eine Membran sein kann, auch durch den spitzen Konuswinkel und damit jeder Menge Bautiefe. Außen schließen zwei Glasfasermatten die namensgebende Bienenwabenstruktur ein, die früher aus Nomex bestand. Die Membran ist ca. einen Millimeter dick und enorm steif, dabei jedoch auch hervorragend bedämpft. Genau das ist der Sinn der Übung, Steifigkeit, Dämpfung und die berühmte „kolbenförmige Bewegung“ – das alles soll für den reinen Klang sorgen.   

Messungen und Sound

Die leichteste aller Membranen war Hexacone noch nie, auch die aktuelle Inkarnation gehört trotz fehlender Dustcap mit 18 Gramm nicht zu den Leichtgewichten. Da ist es gut, dass der HEX 165 über einen kräftigen Antrieb verfügt, mit 52 Hz Resonanzfrequenz und einer Güte von 0,56 sehr brauchbar abgestimmt ist. Die Hexacone Membran läuft in Perfektion bis zur ersten Membranresonanz bei ca. 4 kHz, was sie als typische Hartmembran dastehen lässt. Im Gegensatz zu einer Metallmembran ist die Resonanz mit 7 - 8 dB über dem Nutzpegel relativ gut bedämpft, sie sorgt jedoch für nicht perfekte Verzerrungen, das können weichere Membranen besser. Völlige Perfektion haben wir dagegen beim Hochtöner, der mit seiner Resonanz von niedrigen 760 Hz von unten schiebt, als gäbe es kein Morgen. Die große 28er Kalotte hat obenrum gar keine Lust aufzuhören, annähernd 30 kHz obere Grenzfrequenz bekommt unseren Applaus. Klanglich überzeugt das System durch seine große Klasse. Wir haben sowohl eine akustische Lupe vor uns, die jedes erdenkliche Musikdetail aufdeckt, andererseits aber auch ein wie aus einem Guss spielendes Lautsprechersystem. Und es klingt alles andere als langweilig. Es lässt sich eine Art Mikrodynamik in der Wiedergabe erkennen, die jedes Detail der Aufnahme wichtig nimmt. Ecken und Kanten bleiben erhalten, auch wenn‘s dadurch weniger gefällig klingt als mit einem weniger präzisen Lautsprechersystem. Der Verzicht auf Schönfärberei bedeutet jedoch nicht, das schön aufgenommene Musikstücke auch schön klingen, das kann das HEX sehr wohl, vom tiefen Bass bis in flirrende Höhen. 

Fazit