Sehr klein, sehr komplett

Schon beim Schwestermodelle Lucy AMT 31 war ich ziemlich beeindruckt von der Souveränität, mit der hier ein fast schon winziger Lautsprecher aufspielte. Und die neue Sofia 31 AMT geht sogar noch ein Stückchen weiter.

Um es uns noch einmal in Erinnerung zu rufen: Die Serien „Lucy“ und „Sofia“ vom Lautsprechershop Gattig in Eggenstein umfassen jeweils mehrere Boxen, die nach Chassisgröße und -anzahl skaliert sind. Die erste Ziffer steht dabei für die Chassisgröße, die zweite für die Anzahl. Als etwas verwirrend mag man dabei empfinden, dass die größte erste Ziffer für die kleinste Chassisgröße steht, also ist die Sofia AMT 31 mit einem 120-Millimeter- Treiber für den Bass nominell die kleinste Box der Sofia-Reihe, die komplett mit den neuen Chassis mit Kevlar- Kohlefaser-Membran bestückt ist.  

Technik

Beim WF120BD12 handelt es sich um einen Tiefmitteltöner aus der neuen Wavecor-Reihe, leicht erkennbar an der charakteristischen gelb-schwarz geflochtenen Membran. Neben dem versenkten Phase Plug gibt es einen eleganten Druckgusskorb, ein recht kräftiges Ferrit- Magnetsystem und eine recht breite Gummisicke.

Die Membran zeichnet sich mit ihrem sehr festen Fasergemisch durch hohe Stabilität bei geringem Gewicht aus. Obwohl Chassis der Größe 120mm einmal als Mittelton-Spezialisten konzipiert waren, würde ich dem WF120BD12 uneingeschränkte Zwei-Wege-Tauglichkeit einräumen – natürlich nicht bis an den unteren Rand des Frequenzgangspektrums, aber der kleine Treiber erlaubt Grenzfrequenzen bis unter 50 Hertz! Die Parameter erlauben dabei saubere Bassreflex-Abstimmungen.   

Der Hochtöner Mundorf U60W1.1 überzeugt vor dem Messmikrofon durch einen sehr breitbandigen Auftritt mit einer oberen Grenzfrequenz von über 30 Kilohertz und einem horizontal sehr guten Rundstrahlverhalten. Nach unten hin fällt der Pegel des kompakten Air Motion Transformers bei etwa 2 Kilohertz relativ steil ab - eine Marke, bei der auch der K2 bei 95 Dezibel Pegel schon leicht ansteigt. Der Frequenzgangverlauf mit der neuen Frontplatte ist ebenfalls linear und glatt, der kleine Peak um 18 Kilohertz wird durch den darunter etwas höheren Pegel noch etwas harmloser. Zwischen 3 und 6 Kilohertz bringt die kurze Schallführung etwas mehr Pegel, was bei der Abstimmung einer Weiche berücksichtig werden muss. Insgesamt ist der Frequenzgang hier im Mittel noch etwas ausgewogener als bei der Version ohne Frontplatte. Im Wasserfall sind ein paar weitere harmlose Wellen im Frequenzgang als minimale Grate im ansonsten rasanten Ausschwingverhalten zu erkennen. Der Impedanzverlauf ist wie immer nahezu bretteben - in einer extrem Spreizung des Diagramms erkannt man die Resonanzfrequenz bei 2250 Hertz, der Gleichstromwiderstand liegt bei gut 4 Ohm.   

Gehäuse

Hier gibt es neben den recht kompakten Abmessungen wenig Besonderheiten zu vermelden: Es gibt ein klassisches 6-Platten-Gehäuse, mehr war aufgrund des kleinen Volumens auch nicht nötig. Die Stabilität ergibt sich durch die Materialstärke. Die Schallwand ist dabei etwas länger, als es die Chassis vom Einbauplatz her unbedingt bräuchten, was zeigt, dass hier der Tieftöner im oberen Bereich der geeigneten Volumina betrieben wird. Das Reflexrohr mündet aufgrund der benötigten Länge von 20 Zentimetern im Deckel der Box. Hier hat man zwei auf 10 Zentimeter abgelängte Rohre zur Vermeidung von Strömungsgeräuschen so aneinandergeklebt, dass die „Trompetenöffnungen“ an beiden Enden erhalten bleiben.  

Frequenzweiche

Mit einem Filter zweiter Ordnung wird der Wavecor recht flach und weit oben gefiltert, was dazu führt, dass die Membranresonanz noch etwas auf den Frequenzgang Einfluss nimmt. Der Saugkreis parallel zum Treiber linearisiert einen Frequenzgangbuckel im Mitteltonbereich. Der Hochtöner steigt über ein Filter dritter Ordnung ins Geschehen ein – der AMT muss gegenüber dem Tiefmitteltöner deutlich im Pegel gebremst werden. Dies erfolgt über einen Spannungsteiler direkt vor dem Treiber. Optional gibt es noch eine Impedanzkorrektur in Form eines RCL-Glieds, die das Filter linearisiert.

Insgesamt ergibt sich ein sauberer Übergang ohne Phasenprobleme bei rund 4800 Hertz – also fast schon ein Breitbänder mit Superhochtöner.  

Messwerte

Ziel der Konstruktion war laut Dennis Frank vom Lautsprechershop ein möglichst gleichmäßiges und breites Abstrahlverhalten. Und tatsächlich zeigt die Sofia AMT 31 über den gesamten Einsatzbereich ein exzellentes Rundstrahlverhalten. Eine sehr gleichmäßige Bündelung gibt es erst oberhalb von 5000 Hertz, so dass man sich das Hochtonverhalten über Einwinkeln der Boxen hervorragend einstellen kann, ohne die Klangfarbe der Box in den unteren Lagen zu beeinflussen. Die Abstimmung der Box reicht schon im Freifeld bis unter 50 Hertz – für eine Box dieser Größe ist das schon gewaltig. Im unteren Mitteltonbereich gibt es eine kleine Schwankung und sichtbare Resonanzen im Wasserfalldiagramm. Verursacht werden sie durch die Nähe der Rückwand zu der leichten Membran und das nach oben gerichtete Reflexrohr, das Mitteltonanteile eher in Richtung des in nur einem Meter Entfernung befindlichen Messmikrofons entlässt, als ein nach hinten gerichtetes Rohr. Hörbar war der Unterscheid nicht, weswegen ich gut mit der leichten Welligkeit leben kann. Die Sofia AMT 31 schwingt ansonsten durchweg zügig aus, nur die erwähnte Stelle im Mitteltonbereich braucht minimal länger zum Abklingen, ist aber gegenüber dem Nennpegel schon deutlich leiser, also kein Problem. Die mit knapp 82 Dezibel an 2,83 Volt nicht sehr wirkungsgradstarke Box verhält sich auch in Sachen Klirr wie zu erwarten war: Bis 85 Dezibel spielen Verzerrungen kaum eine Rolle, bei 90 Dezibel gelangt der 12-Zentimeter- Treiber so langsam an seine Grenzen – 95 Dezibel sind dann definitiv bei der tiefen Abstimmung zuviel. Der Impedanzverlauf liegt konstant über 4 Ohm.   

Klang

Aufgrund der gewählten Abstimmung im Tieftonbereich kann die Sofia 31 AMT auf jeden Fall auch frei stehen und sorgt dennoch für genügend Dynamik im Bass und eine wohlige Tiefe. Darüber gibt es einen sehr neutralen, sehr sauberen und fein aufgelösten Mitteltonbereich und weiter oben dynamische Höhen mit sehr guter Feinauflösung und perfekter Raumabbildung. Was mir hier besonders gut gefällt ist der Mut zur extrem hohen Trennfrequenz, die ja technisch gar nicht erforderlich wäre, aber zu einem sehr gutmütigen Verhalten im Präsenzbereich führt. Gerade in einem kleineren Raum mit einem Hörabstand von unter 2 Metern spielt die Sofia 31 AMT ihre neutralen Qualitäten voll aus und bedarf auf keinen Fall einer Subwooferunterstützung, die man für den Heimkinoeinsatz in Erwägung ziehen kann, wo die kleine Wavecor-Box ihre hervorragende Sprachverständlichkeit ausspielen kann.   

Aufbauanleitung

Die kleine Box wird auf der Seitenwand aufgebaut, auf der Deckel, Rückwand, Boden und dann die zweite Rückwand aufgeklebt werden. Danach verschließt die Schallwand die Box. Nach dem Ausfräsen der Löcher für Chassis und Rohr wird das Reflexrohr eingesetzt und in der Box verlängert. Die Weiche sitzt auf dem Boden, die Seitenwände werden mit Bondum bedeckt, während die Rückwand und der Raum hinter dem Hochtöner mit Sonofil bedämpft wird.   

Holzliste

Siehe Bauplan  

Weichenbestückung

L1: 1,0 mH Luftspule 1,4 mm
L2: 2,7 mH Luftspule 0,7 mm
L3: 0,39 mH Luftspule 0,7 mm
C1: 4,7 µF MKP
C2: 22 µF MKT
C3: 1,2 µF MKP
C4: 4,7 µF MKP
R1: 8,2 Ohm MOX10
R2: 2,2 Ohm MOX10
R3: 12 Ohm MOX10
Limp: 0,05 mH Luftspule 0,7 mm
Cimp: 22 µF MKT
Rimp: 6,8 Ohm MOX10

Fazit

Vorzügliche Kompaktbox mit spezieller Abstimmung als Komplettlösung für kleine Hörräume.