Einzeltest: Redcatt Kellerkind

Dank des neuen Spielers „Redcatt“ ist es nun endlich wieder möglich, auch wirkungsgradstarke PA-Technik günstig anzubieten. Das „Kellerkind“ von Blue Planet Acoustic treibt das preislich auf die Spitze.

Gerade einmal 120 Euro kostet der Bausatz ohne Holz und ist damit durchaus Cheap-Trick-würdig, wir fanden den Namen der Box aber so hübsch, so dass wir die Kategorie in dieser Ausgabe nur in Gedanken vergeben haben.  

Technik

Redcatt Audio, im Vertreib von Blue Planet Acoustic, ist ein relativ neuer Name auf dem deutschen Markt. Das international aufgestellte Unternehmen unterhält eine moderne Fertigung in China und blickt inzwischen auf eine 25-jährige Geschichte zurück. Der Redcatt 121FINDX4 ist ein waschechter Beschallungstreiber, der folgerichtig sehr wirkungsgradstark ist. Den günstigen Preis erzielt der Hersteller über den einfachen Stahlblechkorb und den Ferritmagneten, mit dem man eine Gesamtgüte von etwas über 0,5 erzielt.

Zusammen mit der hohe Resonanzfrequenz von 64 Hertz und einem Äquivalentvolumen von rund 50 Litern, kann man sich ausrechnen, dass man für eine halbwegs saubere Reflexabstimmung ein ziemlich großes Gehäuse benötigt oder den Treiber gleich in ein geschlossenes Gehäuse als tief angekoppelten Mitteltöner verwendet, dazu aber gleich mehr. Ansonsten gibt es den in dieser Klasse üblichen Standard: Pappring vor dem Korb, Papiermembran, die mit Glasfaser verstärkt ist und eine entsprechende Dustcap. Die Schwingspule hat nur 50 Millimeter Durchmesser, was für die recht gute Breitbandigkeit sorgt. Allerdings gibt es auf der anderen Seite nur 2 Millimeter Hub in beide Richtungen, was ebenfalls gegen die Verwendung als Bass spricht. Bei einem Preis von 56 Euro kann man dem Chassis aber wirklich sehr viel verzeihen. Das Hochtonhorn stammt von McGee, ist sehr kompakt und hat hifitaugliche Abstrahlwinkel. Das Kunststoffteil mit Schraubflansch kostet gerade einmal 10 Euro und passt damit zum angeflanschten Kompressionstreiber von Redcatt: Der FCD141X4 ist ein Einzoll- Kompressionstreiber mit 36-Millimeter- Polyamid-Membran und Ferritmagnet und orientiert sich stark am größeren Bruder 140FCDX4, der insgesamt etwas wertiger aufgebaut ist. Die Schallführung im Inneren des Treibers ist so optimiert, dass sich die Verzerrungen minimieren. Der Einsatzbereich beginnt ab etwa 1500 Hertz, an einem größeren Horn auch etwas tiefer. Der mit gut 110dB an 2,83Volt recht laute Treiber zeigt den typischen fallenden Frequenzgang jeder Horn- Treiber-Kombination und ein gutes Constant-Directivity-Verhalten unter Winkeln.  

Gehäuse

Ganz einfach: Sechs Bretter, Front leicht eingerückt und die Reflexrohre neben dem Hochtöner in der Front. Das Gehäuse ist für die Parameter des Tieftontreibers eindeutig zu klein – die Reflexabstimmung dient hier also nur dazu, die Trennfrequenz zu einem passenden Subwoofer nach unten zu drücken.   

Frequenzweiche

Die beiden Treiber in der Box machen ordentlich Pegel, wobei es deutlicher Korrekturen braucht, um den Frequenzgang anzupassen – die Zielvorgabe ist hier ganz klar der oberhalb von 10 Kilohertz etwas schwächelnde Hochtontreiber.

Nick Baur hat eine eigene Weichenabstimmung mitgeliefert, die ich nur an zwei Punkten leicht verändert habe. Gegenüber den abgebildeten Werten habe ich den Vorwiderstand vor dem Hochtöner um einen Wert vergrößert und die Parallelspule des Hochpassfilters um zwei Nummern verkleinert, was den Übergang zwischen den Treibern in meinen Augen und Ohren noch etwas harmonischer gestaltet. Insgesamt ist die Weiche trotz der erheblichen Anpassung erfreulich einfach geworden und führt zu einer leicht englischen Gesamtabstimmung mit einem durchschnittlichen Wirkungsgrad von über 95 Dezibel bei einer unteren Einsatzfrequenz von knapp 100 Hertz. Mit dem Verstopfen eines Reflexrohrs die Abstimmung noch etwas zu verändern, bringt nicht allzu viel, wie das folgende Diagramm zeigt.  

Messungen

Satte 96 Dezibel Wirkungsgrad macht das „Kellerkind“ im Schnitt – mit einem etwas zerklüfteten Frequenzgang, der im Mittel aber keine groben Ausreißer zeigt. Das Rundstrahlverhalten ist recht gut, die obere Grenzfrequenz passt unterm Strich jetzt auch. Nach unten hin ist die Box durch den 12Zöller limitiert und den Hochtöner hätte man auch noch etwas steiler trennen können, aber das sind bei einem Pegel von 105 Dezibel nur Nebensächlichkeiten.

Und weil auch das Wasserfalldiagramm keine Probleme zeigt, sind wir zufrieden mit der Abstimmung  

Klang

Ich greife jetzt mal der nächsten Ausgabe vor, denn eine Box wie das Kellerkind braucht natürlich kompetente und dynamische Unterstützung im Bass. Nicht mehr in diese Ausgabe geschafft hat es ein Subwoofer, der es in sich hat – ein mächtiger horngeladener 15-Zöller, der vom Wirkungsgrad her gut passt, aber natürlich dennoch aktiv angesteuert wird. Alleine „verhungert“ unser Kellerkind nämlich trotz wandnaher Aufstellung schon so ein bisschen – das klingt nicht richtig schlecht, aber eben auch nicht richtig nach Fullrange. Mit Subwoofer wird dann ein Schuh draus: Jetzt rastet die Balance zwischen Fundament und Hochtonbereich ein – die günstige Box klingt sogar erstaunlich zivil und hifitauglich – klar ein Verdienst der defensiven Abstimmung im Hochtonbereich. Und pegelmäßig geht noch einiges nach oben, ohne dass das Kellerkind aus der Puste kommt.  

Aufbauanleitung

Am besten werden die Einfräsungen der Chassis vor der Montage erledigt. Der Aufbau erfolgt auf einer Seitenwand, auf der Deckel, Rückwand, Schallwand und Boden aufgeleimt werden. Danach erfolgt die zweite Seitenwand. Das Sonofil wird hinter den Chassis, unter dem Deckel und unter den Rohren eingelegt, die Weiche am Boden befestigt.   

Weichenbestückung

L1: 1,8 mH Luftspule 1,4 mm
L2: 0,39 – 0,27 mH Luftspule 0,7 mm
C1: 15 µF MKT
C2: 2,7 µF MKP
C3: 15 µF MKP
R1: 3,9 – 3,3 Ohm MOX10   

Holzliste

Material: 18 mm Multiplex

2 x 380 x 250 mm Deckel, Boden
2 x 496 x 250 mm Seitenwände
2 x 496 x 214 mm Front, Rückwand   

Zubehör pro Box

 Sonofil
 Polklemmen
 Kabel
 Schrauben
 Dichtband
 Reflexrohre

Lieferant: Blue Planet Acoustic

Fazit

Ein günstiger und gut klingender PA-Satellit und Monitor-Lautsprecher für vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.