Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorstufe Audiomat Phono 1.7 MK2


Understatement pur

Verstärker Phono Vorverstärker Audiomat Phono 1.7 MK2 im Test, Bild 1
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Manchmal sieht man’s einfach nicht. In einer Branche, in der Klappern elementar zum Handwerk gehört, geraten Kleinodien wie dieses hier ganz schnell unter die Räder. Was es in diesem Fall unbedingt zu verhindern gilt.

Es sind zwei bis zur Selbstverleugnung unauffällige Aluminiumkistchen. Und erst die höchst exotischen Verschlussschrauben erinnerten mich daran, dass ich sowas schon mal gesehen hatte. Völlig richtig: Tatsächlich hatten wir schon zweimal praktisch identisch aussehende Phonogespanne des französischen Herstellers Audiomat zu Gast. 2009 in der Version 1.6, 2017 als Phono 1.7 und heute in der aktuellen Ausgabe 1.7 MK2, nunmehr zum Preis von 2950 Euro. Was für den kleinen Hersteller aus dem Süden des Landes (Genaueres war nicht ohne größeren Aufwand zu erfahren) quasi Stress pur bedeutet haben muss, denn normalerweise lässt man sich mit Updates noch ungleich mehr Zeit mit der Entwicklung von Geräten, deshalb braucht man auch nicht ständig eine verbesserte Version nachschieben. Die Marketingabteilung (die es im Hause Audiomat vermutlich nicht gibt) wäre über häufigere Modellwechsel sicherlich glücklich, aber wenn es eines garantiert nicht ist, was die Brüder Denis und Norbert Clarisse bei ihrer Unternehmensführung verstärkt antreibt, dann ist es der unbedingte Wille, immense Profite einzufahren. Vielmehr scheint laissez-faire ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes zu sein.

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Und werden die Röhrengeräte (es gibt sage und schreibe fünf verschieden Röhrenvollverstärker und eine Vor-/Endstufenkombi) von einem einzigen Mitarbeiter im Hause gefertigt, die Halbleiterelektronik lässt man dem Vernehmen nach in den USA fertigen. Bei Audiomat gibt es überhaupt keine dogmatischen Unflexibilitäten bezüglich Röhre oder Transistor: Wenn’s gut klingt, dann klingt’s eben gut. Und ob Röhre, Transistor, analog oder digital spielt hier eine untergeordnete Rolle – deshalb gibt’s auch vier verschiedene D/A-Wandler. So ziemlich jedes Gerät sieht unterschiedlich aus, lediglich die kompakten Halbleitergeräte haben eine gewisse Familienähnlichkeit.  

Die Phonovorstufe


Die einzige Phonovorstufe im Programm besteht, wie ihre Vorgänger auch, aus zwei Teilen. Im größeren der beiden Alu-Stranggussprofile residiert der Verstärkerteil, im kleineren der Trafo. Was den Vorteil hat, dass man für jede Netzspannungseventualität lediglich das passende Trafokästchen mitliefern muss, der Verstärkerteil bleibt international immer der gleiche. Beim Zusammenstöpseln der beiden Komponenten gibt es genau so wenig Fragezeichen wie bei der sonstigen Bedienung:

Verstärker Phono Vorverstärker Audiomat Phono 1.7 MK2 im Test, Bild 7
Bei der Frontplatte spendierte der Hersteller highendige Materialstärke
Es gibt einen Kippschalter zum Umschalten zwischen MM- und MC-Betrieb. Das war’s. Irgendwelche Features zur Tonabnehmeranpassung sucht man auch vergebens. MMs werden standardmäßig mit 47 Kiloohm abgeschlossen, zur Lastkapazität gibt’s keine Angaben. Die MC-Eingangsstufe läuft als Transimpedanzverstärker, will sagen: Wir haben es mit einem Stromverstärker zu tun, bei dem der Tonabnehmer ohnehin auf einen Kurzschluss arbeitet und der Abschluss keine Rolle spielt. Sonst gibt’s da nichts.   

Wem das alles ein bisschen zu simpel erscheint, der darf sich über die dicke Zehn- Millimeter-Alufront und die drei etwas überdimensioniert wirkenden Spikes unter dem Verstärkerteil freuen und das Ding anschließen, ein paar Tage lang einspielen und dann damit Musik hören. Wir sind noch nicht ganz so weit – wir wollen ja zuerst noch die technischen Geheimnisse des Gerätes ergründen. Also flugs beim Vertrieb den einzigen real existierenden Steckschlüssel für die exotischen Gehäuseverschraubungen erbettelt und zur Tat geschritten. Es kommt eine sehr ordentlich bestückte Platine in klassischer Machart zum Vorschein, will sagen: Es gibt ausschließlich bedrahtete Bauteile, von SMD-Winzigkeiten keine Spur. Die Suche nach dem, was denn nun die MK2-Version der Phono 1.7 ausmacht gestaltet sich ausgesprochen schwierig. Da gibt es nämlich praktich nichts. Lediglich die Siebkapazitäten im Netzteil wurden leicht vergrößert und liegen nunmehr bei durchaus imposanten 108800 Mikrofarad. Alles andere sieht, soweit ich das beurteilen kann, zu hundert Prozent genau so aus wie beim Vorgänger.     

Die MC-Eingangsstufe ist abermals eine diskret und erfreulich schlicht aufgebaute Lösung, die lediglich aus zwei thermisch gekoppelten Transistorpärchen und einer Handvoll passiver Bauteile besteht. Sie wird bei Bedarf per Relais der MM-Abteilung vorgeschaltet. Im MC-Betrieb verstärkt das Gerät praxisgerecht um 68 Dezibel und, was beileibe nicht immer bei dieser Schaltungstechnik der Fall ist, benimmt sich auch messtechnisch völlig ohne Probleme. Eine Besonderheit des Transimpedanzbetriebs besteht darin, dass er keine beliebig hohen Quellimpedanzen mag. Der Hersteller gibt ein Maximum von 200 Ohm an, was für sämtliche klassischen MCs und sogar viele High-Output-MCs passt.   

Moving Magnet


Bei der MM-Abteilung kommen dann auch integrierte Operatiosnverstärker zum Einsatz. Das macht aber nichts, weil’s anerkannt gute Typen sind und sie sich den Job mit einem disktreten Aufbau teilen. Die MM-Sektion alleine liefert 45 Dezibel Verstärkung und benimmt sich ebenfalls lammfromm. Ansonsten fallen die vier voluminösen Koppelkondensatoren vom (natürlich) französischen Spezialisten SCR ins Auge, die einen ausgezeichneten Ruf genießen. Bei den sonstigen passiven Komponenten herrscht ebenfalls eitel Sonnenschein, wir freuen uns insbesondere über den flächendeckenden Einsatz von sehr guten Vishay- Dale-Metallfilmwiderständen.   

Stromversorgung


Strukturell unkomplizierte Schaltungen wie die in der Audiomat-Phono eingesetzten sind grundsätzlich besonders empfänglich für eine hochqualitative Versorgungsspannungserzeugung. Und die kann man der Konstruktion definitiv attestieren. Das Beginnt bei dem mit 100VA luxuriös dimensionerten ausgelagerten Transformator, erstreckt sich über die beiden diskret aufgebauten Gleichrichterbrücken bis über die 16 hochkapazitiven Siebelkos. Spannungsstabilisierungsschaltungen indes kann ich nicht ausfindig machen, was durchaus Sinn ergibt: In manchen Fällen ist der beste Spannungsregler ganz einfach kein Spannungsregler. Und so schließen wir das eng sitzende Aluminiumkabinett mit ruhigem Gewissen wieder und freuen uns auf das, was das Gerät klanglich so zu leisten imstande ist.   

Klang


Tatsächlich komme ich nicht umhin, mich der Meinung des Kollegen Schmidt anzuschließen, der den Vorgängermodellen einen tonal unauffälligen und geschmeidigen Charakter attestierte. Zumindest ein wenig auffällig finde ich die Kombination des Gerätes mit dem unverwüstlichen Denon DL-103, die einen zu hohen Frequenzen hin leicht ansteigenden Pegel offenbart. Was zum Beispiel Finks wunderbarem „Trouble’s What You’re In“ (in diesem Falle vom 95-Jahre-Geburtstags-Sampler von Elac) merklich mehr Luft, aber auch leicht betonte Zischlaute beschert. Im Bass erscheint die üblicherweise superwarme Gitarre etwas schlanker als sonst, was ich für eine gute Marschrichtung halte. Unterm Strich jedoch würde ich anderen Abtastern an der Audiomat den Vorzug geben: Das gerade im VPI Titan verweilende Hana Umami Red zum Beispiel läuft hier zu großer Form auf und sorgt bei Nina Simones „Black Swan“ für Größe, Dynamik und viel Schmelz. Das vielfach etwas spröde Klavier auf „At Carnegie Hall“ klingt hier sehr flüssig und fast frei von Härten. Die selbstvertändliche Gangart ohne „Korn“ bekommt auch dem frühen Chet Baker sehr gut, der auf „Chet“ ausgesprochen angenehm klingt. Entsprechendes Material vorausgesetzt, demonstriert die Audiomat überzeugend die Fähigkeit zuzupacken. Die alten Haudegen von Wishbone Ash wussten rhythmisch sehr zu überzeugen, die Herren demonstrierten zudem feinstes Zwei-Gitarren-Handwerk in ausgezeichnet räumlich ausdifferenzierter Manier. Farblich nur minimal unterlegen zeigte sich das Benz ACE SL am Eingang des Phono 1.7, aber auch dieser Abtaster lieferte eine sehr stimmige und hochwertige Vorstellung an dem Gerät ab. 

Fazit

Auch in der neuesten Version überzeugt die Audiomat-Phonovorstufe mit einem souveränen und sehr geschmeidigen Auftritt. Nach wie vor ein großes Plus: das supereinfache Setup des Gerätes.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Audiomat Phono 1.7 MK2

Preis: um 2950 Euro

10/2023

Auch in der neuesten Version überzeugt die Audiomat-Phonovorstufe mit einem souveränen und sehr geschmeidigen Auftritt.

Audiomat Phono 1.7 MK2

 
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb H.E.A.R. GmbH, Hamburg 
Telefon 040 41355882 
Internet www.h-e-a-r.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) ca. 140 x 80 x 230 mm 
Gewicht ca. 1,6 kg 
Unterm Strich... Auch in der neuesten Version überzeugt die Audiomat-Phonovorstufe mit einem souveränen und sehr geschmeidigen Auftritt. Nach wie vor ein großes Plus: das supereinfache Setup des Gerätes. 
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