Furore hat die Firma Gauder Akustik bislang vor allem mit ihren sehr aufwendigen Lautsprechern der Berlina-Serie gemacht. Die Arcona-Serie zielt dagegen ins mittlere Preissegment
Anlage
Quelle: Laptop mit JRiver
DAC: CAD 1543 DAC
Verstärker: Pioneer A 70 mit Phonosophie-Tuning
Letztes Jahr haben wir die monumentale Berlina RC-11 in diesem Heft vorgestellt, einen zwei Meter hohen Über- Lautsprecher mit über 200 kg Gewicht, der klanglich Maßstäbe bei uns gesetzt hat. Doch leider haben nur wenige Menschen den Platz, um einen derartigen Lautsprecher aufzustellen – vom nötigen Kleingeld ganz zu schweigen. Mit der Arcona-Serie zeigt Gauder, wie viel der aufwendigen Technik in gemäßigten Preis- und Größenregionen möglich ist – und natürlich, was dabei an Klang herauszuholen ist.
Die Arcona 100 ist das größte Modell der Arcona-Serie, die neben der Arcona 100 noch aus einem Kompakt- und zwei Standlautsprechern (Arcona 40, 60 und 80) sowie einem Center (FRC) besteht. Technische Gemeinsamkeiten zu den Modellen der Berlina-Serie bestehen zum einen im tropfenförmigen Gehäusequerschnitt – wobei die Gehäuse der Arcona- Lautsprecher deutlich weniger aufwendig gebaut sind – sowie in dem Prinzip, harte Membranmaterialien und steilflankige Filter zu verwenden. Damit folgen sie der gauderschen Philosophie, dass nur harte Membranen eine exakte Impulswiedergabe ermöglichen und man die prinzipbedingten Nachteile, die diese Membranen in Form von starken Resonanzen bei Frequenzen oberhalb ihres Arbeitsbereiches mit sich bringen, durch extrem steile Filter in den Griff bekommt. Dass bei einem limitierten Budget keine Accuton-Keramikchassis wie bei den größeren Serien des Hauses drin sind – von Diamantkalotten wollen wir gar nicht reden – dürfte klar sein. Und so kommen hier Tief- und Mitteltöner mit Aluminiummembranen mit einer rückseitigen Polymerbeschichtung zum Einsatz. Zwei 17-cm-Chassis mit der „Xplus“ genannten Membran sind bei der Arcona 100 für den Tiefton zuständig. Eine Bassreflexöffnung sitzt im Boden der Boxen, die Aufstellung der Lautsprecher auf den beiliegenden Spikes ist also Pflicht, damit der richtige Abstand zum Fußboden eingehalten wird. Ein ebenfalls 17 cm durchmessender Mitteltöner übernimmt schon bei 160 Hz und übergibt bei 3400 Hz an einen Air- Motion-Transformer, der den Hochton übernimmt. Bei der Frequenzweiche setzt Gauder, wie bei den großen Modellen, auf ein symmetrisches Schaltungskonzept, das eine Flankensteilheit von 50 dB erlaubt. Wie bei Gauder Akustik zu erwarten, ist die Verarbeitung unserer Testlautsprecher makellos. Wer weißen Hochglanzlack nicht mag, bekommt die Lautsprecher auch in Hochglanz Schwarz oder in Kirschholzfurnier. Im Hörraum war ich dann zunächst etwas überrascht. Die schlanken Lautsprecher hauen einen Bass raus, der nicht von schlechten Eltern ist. Von Zurückhaltung keine Spur. Dabei geht es unten herum nicht knochentrocken zu, an Kontrolle fehlt es dennoch nicht. Wer nicht die Möglichkeit hat, die Arcona 100 frei aufzustellen, sollte ausprobieren, ob sie sich mit seinem Hörraum vertragen. Trotz der üppigen Quantität bleibt die Qualität nicht auf der Strecke. Der Antritt der Arcona im Bass ist ordentlich; das Differenzierungsvermögen klasse. Das Klangbild der Arcona damit auf einem soliden Fundament. Die Mitten sind recht präsent und bestechen mit hervorragender Grob- und Feindynamik. Da auch das Auflösungsvermögen exzellent ist, gerät die Gesamtperformance nie vordergründig. Bei aller Energie, mit der die Arcona nach vorne gehen, lohnt es, auch auf die feinen Ausschwingvorgänge zu achten – die vernachlässigen die Gauder-Lautsprecher nämlich keineswegs – man lässt sich gerne erst einmal von den offensiveren Talenten der Arcona einnehmen. In einer solchen Umgebung fühlt sich der Air-Motion-Transformer wohl. Diese Hochtönergattung neigt ob ihres meist hochdynamischen, energiereichen Auftritts gerne dazu, sich in den Vordergrund zu spielen. Hier scheinen die gefalteten Membranen jedoch das perfekte Umfeld gefunden zu haben. In Sachen Dynamik und Auflösungsvermögen agiert die Arcona hier durchgängig auf hohem Niveau. Eine Klasse für sich ist die räumliche Abbildung: Die gerät extrem präzise. Musiker und Instrumente lassen sich klar lokalisieren, ihre Umrisse meint man förmlich nachzeichnen zu können. Auch der Aufnahmeraum kommt nicht zu kurz. Hier machen die Arcona gerne eine große Bühne auf, ohne dass die Proportionen unnatürlich aufgeblasen werden. Dass passt gut zum Gesamtcharakter der Lautsprecher, die die optimale Kombination aus Kraft und Feinsinn finden.
Fazit
Unter Menschen ist es nicht selten so, dass die Kleinen den größeren Auftritt brauchen. Fast meine ich, dass auch die Arcona 100 aus der „kleinen“ Serie von Gauder einen Auftritt hinlegen wollen, der die „Großen“ in den Schatten stellt. Völlig in Ordnung, vor allem, wenn dabei zu einem kleinen Preis ein so großartiger Klang herauskommt.