Pure Präzision

Bei Eton wird die Entwicklungsabteilung nicht müde, uns immer neue High-End Lautsprecher ins Auto zu bringen. Der neueste Spross dieser Geschichte ist das RSC 165, das wir hier näher vorstellen wollen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Eton die Graphit Serie und jüngst die Reinkarnation der Legende Hexacone präsentierte. Wenn man sich anschaut, wie viel (oder eher wenig) andere Firmen an High-End Lautsprechern heraushauen, muss man vor der guten alten Neu-Ulmer Company den Hut ziehen. Und mit dem brandneuen RSC 165* baut man nicht einen abgespeckten oder aufgespeckten Klon bestehender Technologie, sondern wie oft bei Eton ist dieses System bestimmt vom weißen Blatt Papier entstanden, jedenfalls sieht es so aus. Denn unser RSC hat so überhaupt nichts mit einem bestehenden Eton Lautsprechersystem gemein.

Zur Zeit gibt es das RSC als Komposystem mit Tiefmitteltöner, Hochtöner und einer Kabelweiche für den Hochtöner, preislich ist es zwischen dem High-End System Graphit und dem bereits sehr guten PRO+ angesiedelt. Doch die beim RSC zum Einsatz kommende Technologie rechtfertigt die Platzierung des neuen RSC allemal. Wie bereits erwähn, haben weder der 16er noch der Hochtöner Gemeinsamkeiten mit ihren Nachbarn im Lieferprogramm. Und anscheinend hatten die Eton Entwickler alle Freiheiten, denn es geht in die Vollen. Der RSC Tiefmitteltöner sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, es ist jedoch vollgepackt mit Hightech. Klar heben wir einen überaus soliden Druckgusskorb, der wieder weder vom Graphit noch vom PRO+ abstammt, sondern extra für das RSC gemacht ist. Der Korb baut relativ flach, denn Eton betont, dass eine gewisse Einbaufreundlichkeit ebenfalls auf der To-do Liste stand. Wir heben eine konventionellen Ferritantrieb, was natürlich hervorragend funktioniert, eine große 32 Millimeter Schwingspule, mit der sich das RSC von der Standardgröße 25 Millimeter abhebt und, wie eigentlich immer bei Eton, eine bildschöne Fertigung, die bei den höheren Systemen auch stolz das Made in Germany auf den Magnetsystemen trägt.   

Das Highlight des RSC 16ers ist seine Membran, die als Sandwich aus gleich drei Materialien daherkommt. Der Kern besteht aus Hartschaum, während die Vorderseite aus Aramidfaser besteht (bekannter vielleicht unter den Markennamen Rohacell und Kevlar). Und das gute alte Papier ist ebenfalls im Spiel, nämlich als Grundlage auf der Membranrückseite. Weiterhin hat Eton das mittlerweile typische Rippendesign auch beim RSC eingesetzt, was der Konstruktion zusätzlich Stabilität verleiht. In der Mitte der Membran sitzt eine Dustcap aus Aluminium, die wie es scheint direkt mit dem Spulenträger verbunden ist - ein Trick, der öfters bei Breitbändern und Mitteltönern angewendet wird, um den Chassis eine Extraportion Hochton zu spendieren. Das braucht unser RSC Tiefmitteltöner eigentlich weniger, denn für den Hochton ist der Kalottenhochtöner RSC 2 zuständig, ebenfalls eine komplette Neuentwicklung. Wir haben eine Keramikkalotte vor uns, was hier bedeutet, dass eine Aluminiummembran eloxiert und damit mit keramischem Aluminiumoxid versehen wurde. So entsteht eine zweischichtige Membran aus harter Keramik und dem relativ weichen metallischen Aluminium. Ähnlich wie beim Tiefmitteltöner setzt Eton hier auf Härte, allerdings nicht ohne eine Portion Dämpfung. Obwohl man es dem Töner nicht ansieht, besitzt die Kalotte ein kleines Koppelvolumen und eine Luftspaltbelüftung, wieder finden wir einbaufreundliche Abmessungen, so dass sich der RSC 25 problemlos in jedem Spiegeldreieck zuhausefühlt.   

Messungen und Sound 

Das kleine Koppelvolumen hinterm Hochtöner tut seine Wirkung, immerhin ermitteln wie eine Resonanzfrequenz von relativ niedrigen 1,4 kHz, der RSC 25 lässt sich im Bedarfsfall also ein paar Hertz niedriger trennen als eine 25er Standardkalotte.

Im Amplitudenfrequenzgang ist die Resonanz auch klar zu erkennen, danach geht es munter bis über 20 kHz, wo sich die Membranresonanz der Keramikkalotte klar erkennen lässt. Mit 24,5 kHz liegt der Peak schön hoch, weit außerhalb des hörbaren Bereichs. Auch beim Tieftöner lässt sich die harte Membran bei den Messungen erkennen. Der 16er läuft wie ein Strich, mit nur einem kleinen und harmlosen Dip bei 1,3 kHz, bis zu seiner Einsatzgrenze bei ca. 3 kHz. Oberhalb davon gibt es fast keinen Schalldruck mehr, so dass der RSC 16er sich auch ohne Weiche betreiben ließe. Beide Chassis zeigen sich vor dem Mikrofon als sehr verzerrungsarm, hier gibt es nur Lob. Klanglich geht die Sache in eine fast erwartbare Richtung. Auch mit verbundenen Augen könnte man darauf kommen, dass hier harte Membranen am Werk sind. Das RSC spielt mit fast überbordender Präzision, und das über den gesamten Frequenzbereich. Die Basswiedergabe lässt keine Wünsche offen, hier ist es tief genug und wieder extrem präzise. Der Keramikhochtöner spielt genau passend, nämlich mit gnadenloser Detailtreue und mit einer Akribie, die an den legendären CX ein ganz wunderbar gemachtes Hightech Lautsprechersystem vor 290 aus dem MGS 180 System erinnert, Wie jenes beeindruckt auch das aktuelle RSC mit einer frappierenden räumlichen Wiedergabe, die spektakulär ausfällt. Das RSC ist kein unauffälliges Lautsprechersystem, es ist eins, in das man vom ersten Ton schockverliebt ist, wenn man auf diese gnadenlose Art der Musikwiedergabe steht. Für Schönhörer, die es bevorzugen, wenn der Sound weich und angenehm ist, hat Eton bessere Kandidaten als das RSC. 

Fazit