Kategorie: Hifi sonstiges

Einzeltest: Transvinyl TVL1


Wandlungsfähig

Hifi sonstiges Transvinyl TVL1 im Test, Bild 1
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Der Klang eines Plattenspielers mit dem Komfort einer modernen digitalen Wiedergabekette steht im Fokus der Arbeit von Transvinyl. Mit dem TVL1 wollen sie nun die Brücke zwischen den Welten schlagen.

Der Teller dreht sich, die Platte liegt auf, die Nadel senkt sich und trotzdem herrscht Stille. Was für Musikfans zunächst eher nach Albtraum klingt, hat durchaus einen Sinn, benötigt aber sicherlich mehr als nur ein wenig Erklärung. Im Hörraum steht ein vergleichsweise unauffälliges, da recht kompaktes Gerät neben dem Plattenspieler. Glatte Oberflächen, gerundete Kanten, vorn ein kleiner Knopf und ein großes Display. Die Verkabelung lässt natürlich auf eine Phonostufe schließen, denn letztlich lässt die Verbindung kaum andere Nutzungsmöglichkeiten zu, und der Spürsinn des aufmerksamen Betrachters stellt sich in der Praxis dann auch als absolut richtig heraus.

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Unter dem Namen TVL1 bietet die bayerische Firma Transvinyl hier tatsächlich eine Phonovorstufe an, deren Funktionalität jedoch weit über das reine Aufbereiten der Signale hinausgeht, wie sich später zeigen wird. Doch zunächst zum Grundlegenden. Die Rückseite des TVL1 bietet die Möglichkeit, Plattenspieler mithilfe eines symmetrischen XLR-Kables zu verbinden. Nutzer von Cinchkabeln sind also zunächst auf anständige Adapter angewiesen. Dennoch macht die Wahl des Anschlusses durchaus Sinn, denn intern ist das Gerät selbst ebenfalls vollständig symmetrisch aufgebaut. Bei der Wahl des Abnehmers zeigt sich Transvinyl hingegen etwas flexibler und ermöglicht sowohl die Nutzung von MM, als auch von MC Systemen, die anschließend vom TVL1 nach RIAA-Standard entzerrt werden. Annehmlichkeiten wie die Anpassung des Gain, der Anschlussimpedanz und der Eingangskapazität lassen eine noch genauere Einstellung auf die vorhandenen Komponenten zu, und falls nötig, lassen sich selbst die Kanäle invertieren. Diese und später noch relevante Einstellungen lassen sich über das 3,5 Zoll große Farbdisplay an der Front vornehmen. Tasten findet man hier keine, stattdessen geht man bei Transvinyl den direkten Weg und setzt Befehle stattdessen mit einem kurzen Fingertippen auf den gewünschten Menüpunkt oder das dafür vorgesehene Feld direkt am Bildschirm um. Mancher mag sich hier vielleicht aufgrund der fehlenden Fernbedienung abwenden, doch es sei gesagt, dass jede andere Art der Bedienung des TVL1 wohl nur schwierig umzusetzen wäre. Eine Fernbedienung würde einen deutlich größeren Bildschirm erfordern und eine Steuerung per Tastenfeld am Gerät eine entsprechende Reduktion der Anzeige oder ein merklich größeres Gerät. So erfüllt das Touchpanel durchaus seinen Zweck, auch wenn die Eingabe für Nutzer mit großen Fingern oft etwas mehr Konzentration erfordert. Doch wozu eigentlich das komplexe Display und die vielen Menüpunkte? Schließlich gibt es unzählige Phonovorstufen auf dem Markt, die vollkommen ohne Anzeige oder Bedienfelder ihren Dienst verrichten können. Auch wenn der TVL1 über einige Einstellungsmöglichkeiten verfügt, hätte man diese nicht auch mithilfe von einzelnen Tasten oder Drehreglern umsetzen können? Die Antwort auf diese Frage fällt ambivalent aus: Ja, eine Phonovorstufe benötigt nicht unbedingt ein Display. Doch Transvinyl bietet hier nicht einfach nur eine Phonovorstufe, sondern einen Musikserver, dessen Fokus jedoch weiterhin auf der Wiedergabe von Schallplatten liegt. Wer also digitales HiFi für Teufelszeug hält und sich vehement weigert, solche Systeme in die Nähe seiner Plattensammlung zu bringen, kann also nun das Lesen einstellen, denn zwangsläufig entfernen wir uns nun ein wenig vom klassischen analogen Musikhören, wobei wir nicht umhinkommen werden, eher „exotische“ Technologien anzusprechen. Da wären wir schon einmal bei den verfügbaren Ausgängen des TVL1, bei denen auf analoge Verbindungen verzichtet wurde. Stattdessen kann ein passender D/AWandler oder entsprechend ausgestatteter Verstärker entweder per koaxialem S/PDIF oder der professionellen AES/EBU-Variante angeschlossen werden. Das bedeutet, dass Signale, die vom Plattenspieler zum TVL1 gelangen, immer digitalisiert werden. Für alle, die sich schon beim vorherigen Absatz verabschiedet haben, vielleicht ein Sakrileg, doch eröffnet diese Art der Signalverarbeitung einige interessante Möglichkeiten, die über die direkte Wiedergabe der Musik vor Ort hinausgehen. Ebenso wie schon bei der Phonostufe des Gerätes achtete Transvinyl auch bei der Ausstattung der Digitalsektion darauf, das entsprechende HiFi-Lager mit guter Hardware zu erfreuen und zu einem harmonierenden Ganzen zusammenzufügen. So setzt Transvinyl auf einen Analog-Digital- Konverter aus dem Hause Burr -Brown, die im Gegensatz zu anderen Chipherstellern für ihren musikalischen, eher analogen Klang bekannt sind. Das PCM4222-Modul ermöglicht hier die Wandlung der analogen Signale in unterschiedliche digitale Auflösungen. Angefangen bei der normalen CD-Qualität von 44,1 kHz bei 16 Bit Worttiefe bis hin zu hoch aufgelösten 24-Bit-Varianten mit bis zu 192 kHz Abtastrate. So wird gewährleistet, dass jedes Detail, das sich in den Rillen der schwarzen Scheiben versteckt, sich letztlich auch im digitalen Signal wiederfindet. Wichtig für eine genaue digitale Kopie ohne unschöne Zeitfehler ist außerdem ein möglichst präziser Taktgeber, der die Abläufe steuert. Transvinyl nutzt im TVL1 dafür nicht nur einen, sondern gleich zwei Oszillatoren. Davon zeigt sich einer verantwortlich für die Frequenzvielfachen von 44,1 kHz, während ein zweiter die Erstellung der Vielfachen der 48-kHz-Frequenz kontrolliert. So muss das System nicht umrechnen, was zu genaueren und damit letztlich klanglich besseren Ergebnissen der Wandlung führt. Doch was genau macht man jetzt mit den erstellten Digitaldaten? Schließlich ist der Umweg von einer Schallplatte über einen Server hin zu einem Digital-Analog-Wandler nicht gerade der einfachste, wenn man nur eine Platte hören möchte. Mit Hilfe des TVL1 kann jedoch auch in anderen Räumen der Plattenspieler aus dem Hörraum genutzt werden. Anlagen, die über einen Netzwerkplayer verfügen, können die Signale des Servers nämlich über den hauseigenen Router beziehen. Dafür muss natürlich auch der TVL1 mithilfe eines Ethernetkabels oder eines USB-WLAN-Adapters mit dem heimischen Netzwerk verbunden werden. Bringt man das Gerät in den Stream-Modus, erstellt dieser einen laufenden Stream, der in etwa so funktioniert, wie der eines Internetradiosenders. Dabei ist die Klangqualität jedoch selbstverständlich deutlich höher, denn der Server sendet seine Daten zwar in einem komprimierten Format, jedoch vollkommen verlustfrei. Das eigentliche analoge Signal wird also nicht beschnitten oder verändert, sondern lediglich digitalisiert, in das platzsparende FLAC-Format gebracht und anschließend live gesendet. Aufgrund der vorherigen Rechenarbeit des Gerätes geschieht dies zwar nicht hundertprozentig verzögerungsfrei, so dass nach dem Auflegen der Nadel manchmal ein oder zwei Sekunden gewartet werden muss, bevor es auch im Nebenzimmer spielt, doch ansonsten funktioniert dieses System ausgezeichnet. Aber der Funktionsumfang des TVL1 ist damit noch nicht am Ende. Zwar ist das gleichzeitige Abspielen von Aufnahmen in zwei Räumen zwar schön, doch was, wenn man seine gesamte Plattensammlung auch auf anderen Geräten nutzen möchte? Früher bleib nur die Möglichkeit, jedes Album zweimal zu kaufen, doch heute geht dies einfacher: Mithilfe der Aufnahmefunktion können abgespielte Platten nämlich nicht nur direkt wiedergegeben, sondern auch für den späteren Gebrauch gespeichert werden. Normalerweise bedeutet die komplette Digitalisierung der eigenen Sammlung nicht nur das Aufnehmen der analogen Daten, sondern auch stundenlanges Nachbearbeiten der Rohdaten, um diese in einzelne Stücke und Alben aufzuteilen, sie zu benennen und die korrekten Metadaten in die fertigen Dateien zu schreiben. All diese Schritte vollzieht der TVL1 selbstständig und automatisch, so dass nach dem einmaligen Hören einer Platte sofort eine fertige digitale Kopie in der zuvor eingestellten Qualität zur Verfügung steht. Erneut wird dazu das verlustfreie FLACFormat verwendet, das von fast jedem digitalen Quellgerät genutzt werden kann und keine klanglichen Qualitätseinbußen mit sich bringt. Um die digitalisierte Musik richtig zu schneiden und zu benennen, benötigt der Server eine Internetverbindung, um auf die umfangreiche Metadatenbank Gracenote zuzugreifen, von der dann die passenden Daten bezogen werden, die bei der Wiedergabe auch auf dem Display des TVL1 angezeigt werden können. Im Servermodus stellt das Gerät dabei die komplette Bibliothek, die sich auf einem beliebigen USB-Massenspeicher befinden kann. der an der Rückseite angeschlossen wird, allen UPnP-fähigen Streamern zur Verfügung. Auf Wunsch überträgt der Server die Daten aber auch an jedes andere NAS, so dass selbst das Kopieren der aufgenommenen Platten an den richtigen Platz automatisch vonstattengeht. Ein praktisches System, das zwar eventuell ein wenig Einarbeitung in das Thema digitale Musikwiedergabe erfordert und auch nicht gerade für Hartgeld zu haben ist, doch der Funktionsumfang, der hohe Automatisierungsgrad und die gute Qualität der AD-Wandlung machen den TVL1 zu einem wirklich interessanten Werkzeug für alle, die neben dem Sound und Feeling eines Plattenspielers auch die Annehmlichkeiten des Musikstreamings genießen möchten.

Fazit

Phonovorstufe, Streamer, Server und automatischer Ripper. Transvinyls TVL1 ist durchaus vielseitig aufgestellt. Dabei bieten alle Modi einen guten Funktionsumfang, um alles auf das gewünschte Endergebnis hin auszurichten. Ein gutes Werkzeug, um analog und digital zusammenzubringen.

Kategorie: Hifi sonstiges

Produkt: Transvinyl TVL1

Preis: um 4400 Euro

8/2017
Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Phono-Server 
Vertrieb Transvinyl Audiomanufaktur, Grafing 
Telefon 0892 8539817 
Internet www.transvinyl.com 
Abmessungen (B x H x T in mm) 210/80/220 
Gewicht (in kg) 2.5 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... Phonovorstufe, Streamer, Server und automatischer Ripper. Transvinyls TVL1 ist durchaus vielseitig aufgestellt. Dabei bieten alle Modi einen guten Funktionsumfang, um alles auf das gewünschte Endergebnis hin auszurichten. Ein gutes Werkzeug, um analog und digital zusammenzubringen. 
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Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 02.08.2017, 14:56 Uhr
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