Musikrezension: Sonate h-moll, Liebestraum, Valse oubliée, Gnomenreigen, Berceuse (Decca)
Komponist: Franz Liszt, Interpret: Clifford Curzon - Sonate h-moll, Liebestraum, Valse oubliée, Gnomenreigen, Berceuse

Clifford Curzon gilt ja eher als selbstkritischer Mann der leisen Töne, im Auftreten wie musikalisch. Gerade in späteren Jahren wandte er sich immer mehr den kleineren Formen zu, in denen er vor allem werkdienlich spielen wollte und nicht sich selbst als großen Virtuosen inszenierte. 1963, also im Alter von immerhin schon 56 Jahren, hat er sich dennoch einem der virtuosesten Schlachtschiffe der gesamten Klavierliteratur diesseits der großen Klavierkonzerte der Romantik gestellt: Franz Liszts h-moll-Sonate. Der Komponist gilt ja gemeinhin neben Paganini als der „Erfinder“ des romantischen Virtuosen – des Interpreten, dessen Können sogar das gespielte Werk in den Schatten stellt und der sich mithilfe der Musik als einzigartiges Individuum darstellt. Die beiden Ansätze widersprechen sich zutiefst? Ja, stimmt – aber keine Sorge: Curzon hat genug Respekt vor der Komposition, um ihre technische Brillanz und emotionale Tiefe auszuloten. Insofern entspricht er den Vorstellungen Liszts auf der einen Seite voll und ganz – auf der anderen Seite verleiht er der h-moll-Sonate einen ganz eigenen Ton. Während viele, vor allem jüngere Pianisten, von einem zum nächsten dramatischen Höhepunkt hasten, verleiht Curzons innigeres Spiel dem Werk einen viel größeren inneren Zusammenhalt.

Fazit
Faszinierende Interpretation von Liszts h-moll-Sonate, souveränes Restprogramm.Kategorie: Schallplatte
Produkt: Sonate h-moll, Liebestraum, Valse oubliée, Gnomenreigen, Berceuse (Decca)
144-612
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